Tag 1:
Wir haben vormittags das Auto weitgehend eingeräumt und alles verstaut. Nach der Verabschiedung von Stephan und Christina waren wir bei Aldi (ja, das gibts hier auch) für die nächsten Tage einkaufen. Eine Karte von Fraser Island haben wir uns auch noch besorgt.
Um einen Platz auf der Fähre sicher zu haben, wollten wir gerne reservieren. Das schlug leider halbwegs fehl, weil die Zahlung per Kreditkarte nicht klappte. Ich hatte schon befürchtet, dass diese nach dem Autokauf leer ist, aber es lag an Ronjas Buchstabierung meines Namens. Matthyas. Ronja nennt das „interkulterelle Missverständnisse“. Euphemismus, würde ich behaupten. Auf die Fähre gekommen sind wir aber trotzdem.
Zuvor haben wir noch den Druck auf unseren Reifen reduziert, um im Sand auf Fraser Island mehr Grip zu haben. Nach einer knappen Stunde Überfahrt haben wir uns auf den Weg zu unserem ersten Nachtquartier gemacht. Zwischen uns und unserem Ziel lag jedoch jede Menge feiner Sand. Trotz unserer Zweifel und bangen Momenten sind wir nicht stecken geblieben. Wäre auch doof gewesen, schließlich waren wir unter Zeitdruck. Wir wollten nämlich noch vorm Einbrechen der Dunkelheit ankommen und auch noch Abendbrot essen. Ersteres haben wir geschafft. Bei Letzterem brauchten wir unsere Taschenlampen. Während wir uns also die Stullen schmecken ließen, genossen die angelockten Mücken unser Blut. Hat gut gejuckt. Und dabei sind die so klein hier. Aber immernoch nervige Biester.
Auffällig waren die immmer wieder zu sehenden Warnungen vor Dingos, einer wilden Hunderasse, die in Ausnahmefällen Menschen angreifen. Solange man nichts Dummes anstellt und sie nicht füttert, ist aber alles ok.
Um 19 Uhr waren wir schließlich mit Essen, Abwaschen und Zähne putzen fertig und es war stockdunkel. Wir sind schließlich ins Bett gegangen, aus Mangel an Alternativen. Dafür war unser „Campingplatz“ aber umso schöner. „Central Station“ nannte er sich und liegt in der Mitte der Insel. Diese ist dort mit Regenwald bewachsen. Und so haben wir also im Regenwald gecampt. Zwar ist der Regenwald nicht ganz so wie im Geounterricht, also nur große Bäume statt Baumriesen, keine bemerkenswerte Dunkelheit am Boden durch das ganze Gestrüpp, aber beeindruckend war die Vegation dennoch. Ebenso wie die nächtlichen Geräusche der Tiere. Ganz verschiedenartiges Gezwitscher, regelrechtes Kreischen und viele andere Geräusche durchdrangen den Wald. Besser als Musik. Mit derartiger Geräuschkulisse sind wir dann eingeschlafen.
Die Nacht selber war nicht so super. Es war unsere erste im Auto. Und damit auch irgendwie unsere erste auf unser eigentlichen Australienreise. Vor dem Auto war alles nur Vorbereitung, jetzt gehts richtig los. Wir hatten beide das Gefühl, lange Zeit wach gelegen und wenig geschlafen zu haben. Das mag täuschen, immerhin sind von 19 Uhr bis zum nächsten Morgen einige Stunden zu überbrücken. Da kann man schon vorm Sonnenaufgang ausgeschlafen haben.
Nachdem wir also eigentlich schon munter und auch schon auf den Beinen waren, sind wir doch erst um kurz vor 10 aufgestanden. Nach dem Frühstück haben wir uns wieder auf die Huckelpiste begeben. Heute hatte ich schon mehr Vertrauen in das Auto und meinen Umgang mit ihm, sodass wir etwas schneller auf den sandigen Wegen voran kamen. Ich muss auch sagen, dass es eine gute Entscheidung war, vor der Reise am Offroadtraining des ADAC
teilzunehmen.
Unser erstes Ziel der Reise war Lake McKenzie. Dieser liegt im Inselinneren und besteht einzig und allein aus Regenwasser. Er hat weder Zu- noch Abfluss und wird von keiner Quelle gespeist. Dennoch ist er sehr klar. Dem pH-Wert zufolge jedoch relativ sauer, sodass es nur wenige Tierarten dort aushalten. Wir haben beim Baden und Schnorcheln auch nur sehr wenige kleine Fische gesehen. Nach etwas Sonnentanken haben wir uns dann auf die Weiterreise gemacht. Unser Mittag haben wir verschoben und wollten dafür das Abendbrot etwas früher zu uns nehmen.
Nächstes Ziel war die Ostküste von Fraser Island. Dort kann man direkt am Strand fahren, bis zu 80 km/h sind dort erlaubt. Man kommt also deutlich schneller voran als im Inselinneren mit maximal 30 km/h, die man häufig aufgrund der „Straßen“verhältnisse nicht erreicht. Dort angekommen saß uns schon wieder die Zeit im Rücken. Es drohte bald dunkel zu werden und wir mussten nicht nur noch einen Schlafensplatz finden, sondern wollten ja auch noch etwas Warmes essen. Direkt am Strand campen ist leider nicht erlaubt und wird auch kontrolliert. Wir haben dann schließlich ein schönes, einsames Plätzchen hinter der Düne gefunden. Dort haben wir uns schnell ans Essen gemacht. Ich habe mich um den Reis gekümmert, den ich erfolgreich hab anbrennen lassen und Ronja hat Gemüse fertig gemacht. Am Ende haben wir uns dann also unsere erste gemeinsame Reispfanne schmecken lassen – war super! Gegessen haben wir aber leider doch wieder im Dunkeln. Anschließend haben wir abgewaschen und dann aber alles stehen lassen. Danach sind wir ins Bettchen gehüpft. Folgende Anekdote hat dort ihren Ursprung und wir wollen sie euch nicht vorenthalten:
Wir liegen im Bett, es ist ist dunkel – und erst dreiviertel 9. Wir wollen diese Nacht erst etwas später schlafen gehen, um nicht so dolle früh wieder wach zu werden. Also machen wir noch einige Notizen am Rechner, zum Beispiel was wir noch kaufen müssen, insbesondere an Küchenutensilien. Die Fenster des Autos sind halbwegs offen.
Es raschelt. Wieder einmal. Dann klirrt etwas. Direkt neben dem Auto. Ich schnapp mir meine Stirnlampe, mach das Licht im Auto aus, leuchte nach draußen. Nichts. Immernoch nichts. Halt, das Klopapier, das eigentlich auf dem Tisch stand, liegt am dem Boden. Aber mehr ist da nicht. Urplötzlich taucht im blauen Lichtkegel der Lampe etwas orangenes auf 4 Beinen auf.
„EIN DINGO!!!!!“, schreie ich. Ronja bleibt erst liegen, kommt dann aber doch zur Scheibe. „Der klaut unsere Schüssel!!!!“, stelle ich entgeistert fest. „Ey!“, brüllt Ronja, um ihn von dieser Schandtat abzuhalten. Der Dingo lässt sich nicht stören und wir trauen uns auch nicht aus dem Auto. Unser Lichtkegel folgt dem verschwindenen Dingo. So viel zu unserer Schüssel. Aber wir hatten sie ja auch schon seit 2 Tagen. Da kann sowas schon mal passieren. Wir werden unsere Einkaufsliste also noch einmal ergänzen müssen. Die schöne Schüssel.
Der Dingo hat also allen Ernstes unsere schöne große Salatschüssel geklaut. Nur dass dort kein leckerer Salat drin war, sondern die letzen nassen Reste unseres Abwaschwasser. Nom nom nom. Unser erstes Känguru – tot am Straßenrand. Unser erster Dingo – zieht mit unserer Schüssel im Maul davon. Ich glaubs nicht. Und Ronja kriegt sich vor lachen nicht wieder ein. Dummerweise steht draußen noch ein Topf mit noch viel mehr Spülwasser – zum Einweichen. Wir dürfen also gespannt sein. Solange wir nicht auf Klo müssen, verlassen wir dieses Auto aber vorerst nicht. Sehr spannend, das alles. Und der gackernden Ronja neben mir zu urteilen nach, auch sehr erheiterned.
Ob der Dingo wohl auch mit dem ganzen Rest des draußen stehenden Geschirrs etwas anzufangen weiß? Das ist zumindest schon abgewaschen. Hoffen wir für ihn, dass er sich nicht an den Messern vergreift. Und hoffen wir für uns, dass wir morgen früh die Salatschüssel wieder finden. Am Strand irgendwo.
Ach ja, die Essensreste haben wir – vorausschauend wie wir halt so sind – schon mit ins Auto genommen. Damit keine Tiere angelockt werden und so. Nun heizen aber 2 Personen so ein Auto ziemlich auf, darum sind die Fenster offen. Inzwischen nicht mehr ganz so weit. Wir hoffen, dass bei den jetzigen Öffnungen keine Dingeschnauze durchpasst. Aber auch die Pfoten waren ärgerlich. Die schönen Fliegengitter vor den Fenstern.