Hallo ihr,
jetzt hats mit dem Blogbeitrag doch wieder länger gedauert. Und dann haben wir nicht einmal Fotos. Es war offensichtlich schon eine Qual, irgendetwas fürs Titelfoto zu finden. Eigentlich hatten wir vor, auf einer Segeltour mitzufahren, weil diese für Angestellte des Resorts kostenlos ist. Bei ruhigem Wetter kann man allerhand Tiere sehen, unter anderem Delphine, Dugongs, Seeschlangen, Tigerhaie usw. Bei etwas mehr Wind genießt man den Ritt über die Wellen. So wurde uns das zumindest berichtet. Dabei wären bestimmt auch ein paar brauchbare Fotos entstanden. Letzte Woche wollten wir dort an unserem freien Tag mitfahren. Leider haben zahlende Urlauber Priorität und das Boot war voll. Heute haben wir beide unseren freien Tag und es wurde wieder nichts, weil das Boot gerade nicht da ist. Es ist in geschütztere Gewässer gefahren, um vor dem Zyklon Schutz zu suchen.
Zyklon? Ja, hier war einige Tage ganz schöne Aufregung. Über Nordaustralien bildete sich am 8. Januar ein Wirbelsturm, der bis zum 11. Januar beträchtlich an Stärke zunahm und entlang der Westküste Richtung Süden wanderte, jedoch immer mit etwas Abstand zum Festland. Im Zentrum des Wirbelsturms gabs laut Wetterbehörde Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h und für die angrenzende Küste wurden Geschwindigkeiten von über 100 km/h angekündigt. 400 km nördlich von uns wurden bereits Orte evakuiert. Einige von uns stellten sich schon drauf ein, in der Turnhalle im nächsten Ort untergebracht zu werden. Letztlich verlief aber alles recht glimpflich, weil der Sturm noch etwas weiter aufs Meer hinauszog und wir so nur etwas Wind und Regen abbekamen. Inzwischen hat sich der Zyklon aufgelöst. Wind find ich ja immer ganz angenehm, dann ist es nicht so heiß.
Ja, zum Thema heiß. Auch in den deutschen Medien hört man ja mitunter was von der Hitzewelle in Australien gerade. Wir kriegen davon jedoch nicht viel mit, was wohl daran liegen dürfte, dass wir uns auf einer sehr schmalen Halbinsel befinden. Aber es ist auch so warm genug.
Was ist nun eigentlich sonst so passiert? Silvester haben wir an der Bar verbracht, waren aufgrund der unfreiwilligen Alkoholentwöhnung hier in Australien nach drei Bier betrunken und haben eines davon beim Tischfußball mit einer Billardkugel gewonnen. Im Hintergrund sang mal wieder der etwas ältere Herr sein Liederrepertoire, das er alle paar Tage zum Besten gibt. Klingt alles gleich, meint Ronja. Sehr ungewohnt war die komplette Abwesenheit von Knallkörpern. Nicht ein Böller, nicht eine Rakete. Hier ist mit nur 200 mm Jahresniederschlag alles so trocken, dass sich niemand traut, Feuerwerkskörper zu benutzen. Generell scheint Feuerwerk in Australien eher eine Angelegenheit der Großstädte zu sein, privat kümmert sich da angeblich niemand drum. Kurz nach Mitternacht sind wir auch schon ins Bett, weil ich am nächsten Morgen bereits um 6 anfangen musste zu arbeiten.
Weil Neujahr auch hier ein Feiertag ist, war die Bezahlung beträchtlich. Die Arbeit hingegen besonders unschön. Erbrochenes neben den Toiletten und in der Dusche, aus den Wänden gerissene Klopapierhalterungen, blutige Fußspuren auf den Wegen, eine Mülltonne voll mit blutigem Klopapier und als Höhepunkt des Tages eine vollgeschissene Unterhose inmitten einer Mischung aus Kacke und Kotze NEBEN dem Klo. Entschuldigt die Deutlichkeit, aber es gibt keinen Grund, diese Sauerei mit wohlklingenden Worten zu umschreiben. Scheiße bleibt Scheiße. Die Hose könnte vielleicht dem Typen gehört haben, den wir früh morgens nur in T-Shirt gekleidet betrunken haben durch die Gegend stolpern sehen. Nee, das war nicht schön. Die Leute können ja feiern und ihre Haufen hinlegen, wo immer sie wollen, aber eine restlose Entfernung dieser wäre doch angemessen. Ronja berichtet von viel Konfetti und leeren Flaschen in den Wohnungen und von vor den Türen schlafenden Menschen.
Gute Nachricht: Wir habe eine Wohnung, hurra! Kurz nach Weihnachten sind wir in ein Einmenschzimmer eingezogen, das sich ganz gut als Baracke beschreiben lässt, mich erinnert es an provisorische Container auf Baustellen. Alles darin ist sehr klein, neben den zwei Matratzen war gerade so noch Platz für ein Regal und einen Kühlschrank, Laufen war nahezu unmöglich.
Weniger gute Nachricht: Ich hatte/habe Ärger mit der Arbeit. Angefangen hat das alles, als mein Putzkumpane und ich gerade mit einem der Toilettenblocks fertig waren. Er saß schon im Auto und wartete auf mich, als unsere Chefin ankam und die Bäder checkte. In den Ecken war teilweise noch etwas Dreck, hier und da waren Kalkablagerungen sichtbar und insgesamt war alles nicht so blitzeblank wie sie es wollte. Soweit war ihre Kritik auch komplett berechtigt. Mir kam das sogar ganz gelegen, weil ich ohnehin dafür war, alles etwas ordentlicher zu machen, mein Putzkollege steht aber nicht so auf meinen „Perfektionismus“, wie er es nennt. Vielleicht die angeblich typisch deutsche Gründlichkeit? Das Ding ist halt, dass ich das Bad nicht putze, um den Lappen dreimal bewegt zu haben, sondern weil ich will, dass das Bad danach sauber ist. Darin unterscheiden sich unsere Einstellungen zu dieser Arbeit wahrscheinlich. Letztlich mussten wir das Bad noch einmal putzen und bekamen einen Termin, bis wann alle Bäder porentief rein sein sollten. Damit ging der Ärger dann los. Unsere Chefin glänzt nämlich durch absolute Inkonsistenz, wie sich später noch heraustellte. Ein ziemlicher Knaller ist ja auch, dass wenn wir zu zweit 4,5 Stunden für die Bäder brauchen, wir als schnell gelten. Wenn ich alleine 9 Stunden brauche, bin ich hingegen viel zu langsam. Mit Logik und Rechnen punktet man bei dieser Frau aber auch nicht.
Jedenfalls sollen wir jetzt jedes Bad einmal pro Woche sehr gründlich putzen. Aber nur an Tagen, die kein Wochenende sind und an denen wir beide arbeiten. Wenn wir nun aber 5 Bäder haben, ein Wochenende zwei Tage hat und jeder von uns pro Woche einen freien Tag, der nicht unbedingt am Wochenende ist… Man muss kein Genie sein, um zu merken, dass das nicht funktioniert. Diese Erkenntnis habe ich auch zu kommunizieren versucht. Erfolglos. Unschön ist auch, dass man die oben genannten Einschränkungen immer erst so nach und nach erfährt. Zum Beispiel nachdem ich bereits wie ein Blöder das Bad geschrubbt habe, von oben bis unten von Schweiß durchnässt bin und mir dann wieder anhören darf, ich sei zu langsam. Diese Undankbarkeit ist nicht gerade motivierend, besonders wenn am selben Tag bereits irgendein Idiot ins Pinkelbecken gekotet hat.
Etwas Pech hatte ich dann am nächsten Tag. Der Shop kriegt hier zweimal pro Woche Lieferung. Da es über Silvester sehr voll war, habe ich mich erdreistet, 10 Meter zum Shop zu laufen, eines der frischen Toastbrote zu kaufen und beim Vorbeifahren an unserer Wohnung das Brot abzuladen. Als ich wieder einsteigen wollte, stand da die Chefin, als hätte sie mir nachspioniert. Das ginge so natürlich gar nicht, bla bla. Hätte ich ja auch Verständnis für, wenn sie und ihre Kolleginnen nicht mehrmals täglich zum Shop watscheln würden, um mal wieder ein kaltes Getränk zu holen oder wenn sie in der Wäscherei in aller Ruhe scherzen, sich im kalten Luftstrom der Klimaanlage räkeln und offensichtlich selbst sehr gemächlich arbeiten. So fehlt es den Zimmermädchen nämlich ständig an neuer Bettwäsche und Handtüchern, mit Ausnahme der Tage, an denen Backpacker in der Wäscherei arbeiten. Nun ja, Pech gehabt. Dass man bei so was auch Glück haben kann, sieht man an meinem Kollegen. Jeden Tag einen Besuch beim Shop und die Zigarette während der Arbeitszeit muss auch sein.
Nachdem mein Kloputzkollege und ich an einem Tag fleißig geschrubbt hatten, wurden wir aufgrund unserer Langsamkeit getrennt. Wir kümmern uns nun also nicht mehr zu zweit gleichzeitig um ein Bad, sondern teilen die Bäder unter uns auf machen diese dann jeweils allein. Das sei schneller. So mussten wir erst alles Equipment in einer zweiten Ausführung besorgen, was schon beträchtliche Zeit in Anspruch genommen hat. Auch hier sind meine geäußerten Bedenken bezüglich der Effizienzsteigerung nur auf taube Ohren gestoßen. Inzwischen stellt sich da so etwas wie Resignation ein.
Seltsamerweise hatten wir das klimatisierte Zimmer erst auf Initiative unserer Chefin bekommen. Das war vor dem ganzen Ärger. Ebenso die unbefristete Verlängerung unseren Jobs hat zum Glück noch zuvor geklappt. Jedenfalls wurde uns beim Einzug versprochen, am 6. Januar ein größeres Zimmer beziehen zu können, wenn zwei der Schwedinnen weiterfahren. Nachdem diese abgefahren waren, sind wir also zur unserer Chefin und haben gefragt, wie das denn nun mit dem Umzug laufen würde. Wir hatten es damit schon etwas eilig, weil Ronja aufgeschnappt hatte, wie die Wäschereiangestellten versuchten, in eben diesem Zimmer andere Leute unterzubringen. Dazu passend entgegnete unsere Chefin, dass es keinen Umzug geben würde, da kämen andere Leute rein. Wir würden bis zu unserer Abreise in unserem bisherigen, winzigen Zimmer bleiben.
Das war für uns schwer hinnehmbar. Unsere Chefin ist letztlich bloß die Verantwortliche fürs Housekeeping, also Sauberkeit der Zimmer und Bäder. Die Verteilung von Wohnraum für Angestellte obliegt eigentlich einer anderen Person. Diese war zur Zeit unseres Arbeitsbeginns im Urlaub, ist inzwischen aber wieder zurück. Uns stellte sich also die Frage, ob wir uns nun mit dem kleinen Zimmer abfinden oder aber hinter dem Rücken unserer Chefin uns mit der eigentlichen Managerin auf ein neues Zimmer zu verständigen versuchen. Da wir der Meinung waren, dass eh nicht mehr viel zu retten sei, sind wir zur Managerin gegangen. Diese schien ziemlich verärgert, dass andere Leute in der Zeit ihres Urlaubs sich um die Zimmerverteilungen gekümmert hatten. Vielleicht aus Trotz, wir wissen es nicht so genau, hat sie uns sofort eine andere Unterkunft besorgt. Hier haben wir nun ein richtiges Doppelbett, ein Waschbecken und eine Toilette mit Dusche, die wir uns mit dem Nachbarzimmer teilen. Die Dusche geht leider nicht und normalerweise wohnt in diesen Zimmern auch nur eine Person, aber immerhin, hier ist es schon deutlich komfortabler als im Zimmer zuvor.
Zur Jobverlängerung nochmal: Wir können hier, begrenzt durch unser Visum, maximal 6 Monate arbeiten. So lange wollen wir nicht bleiben, wir peilen momentan Anfang März zur Weiterfahrt an. Das bis dahin verdiente Geld sollte für den Rest der Reise reichen. Der Blick auf den Kontostand unseres australischen Kontos hatte übrigens schon was beinahe Magisches an sich, als wir den Eingang der ersten Gehaltszahlung sahen. 😉 Da wir jedoch nur Gelegenheitsarbeiter sind und auch nie einen Arbeitsvertrag unterschrieben haben, können sie uns jederzeit feuern. 5 Leute, die bis Ende Januar bleiben wollten, wurden neulich mit Frist von 3 Tagen entlassen. Irgendwie bleiben sie nun doch hier, aber es zeigt zumindest, dass sich die Umstände hier auch schnell ändern können. Wir werden sehen.
Zum Abschluss noch ein paar bessere Nachrichten. Ich hab das Management über ihr unsicheres WLAN informiert und etwas durchblicken lassen, an was für Daten ich damit gekommen bin. Danach hab ich die Probleme behoben und Ronja und ich haben uns einen leckeren vegetarischen Burger mit Pommes und dazu einem Bier schmecken lassen – auf Kosten des Hauses. Irgendwer hat neulich den Router auf Auslieferungszustand zurückgesetzt. Ich musste also alles neu einrichten. Wie gut, dass ich die Zugangsdaten für ihren Internetanschluss kannte… Ob wir dieses mal wieder einen Burger nehmen oder uns im Restaurant ein Abendessen gönnen, überlegen wir uns noch.
Der Manager kommt nun zumindest mit Technikproblemen zu mir. Morgen vermessen wir die WLAN-Abdeckung auf dem gesamten Gelände und schauen dann mal, ob wir weitere Zugangspunkte aufstellen oder die bisherigen verschieben. Demnächst kommt dann der richtige DSL-Anschluss und da gibts hoffentlich auch noch etwas Arbeit für mich, bei der ich keine Klos putzen muss.
Die Arbeit morgen kommt mir auch echt gelegen, weil meine Chefin mich morgen nicht arbeiten lassen will. Aber nicht etwa aus Boshaftigheit, sondern damit ich mir beim Kloputzen keine Infektion einfange. Ich habe mir nämlich gestern in den Finger geschnitten. Da heute der totale Oberboss hier war, war gestern überall Großputz. Ich sollte auf den riesigen Waschmaschinen und Trocknern den Staub wegsaugen, ebenso auf den Dachbalken in der Wäscherei. Während ich dort auf der Leiter mit dem Staubsauger rumhantierte, stoppte plötzlich einer der an der Decke hängenden Ventilatoren abrupt, mit ordentlich Krach und viel aufgewirbeltem Staub in der Luft. Mir war erst gar nicht bewusst, was da gerade geschehen war, bis ich dann dank des Blutes merkte, dass ich mit dem rechten Zeigefinger in den Ventilator geraten war. Letztlich habe ich aber anscheinend viel Glück gehabt. Die zwei Schnitte sehen nicht sonderlich tief aus, nähen muss man da nichts, tippen kann ich offensichtlich auch. Mit etwas mehr Pech hätte ich jetzt einen Finger weniger. Aber wie gesagt, alles halb so wild.
Pani will, dass ich noch was über Kuhsaft schreibe. Nun gut. Wir haben die letzten 15 Liter umsonst bekommen, weil der Shop etwas zu viel bestellt hatte und nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum die Reste nicht mehr verkaufen durfte. Daran haben wir uns dann bedient. Wir haben wirklich fleißig getrunken, besonders Pani natürlich, dennoch habe ich zufällig später mindestens 50 Liter Kuhsaft im Abfall gefunden. 10 davon habe ich dann noch rausgeangelt, aber zwei Packungen mussten wir schließlich wegschmeißen, ewig hält der sich ja doch nicht. … Jetzt ist auch Pani zufrieden.
Bis bald!
Wir 3
P.S.: „Die Kacke ist am Dampfen“ heißt auf Englisch übrigens „The shit has hit the fan“. „Fan“ heißt „Ventilator“. Wäre auch ein passender Titel gewesen. 😉
Yeah! Ich sehe einen BART! Heisser Typ! <3
Hallo ihr süßen,
wir haben heute eine Kleinigkeit nach Australien geschickt. Obwohl Waldi der festen Überzeugung ist, dass es nicht ankommt, da auf dem Umschlag ein Frosch abgebildet ist;-) (Ihr wisst schon Krötenplage in Australien 😉 )
Hab euch lieb……..
Halluuuu Maxi!!:) Dein Paket ist angekommen in Sydney!!JAAAAA es ist wirklich angekommen!..:D
Wir haben es uns noch am selben Tag zu uns weiterleiten lassen und es wird hoffentlich vor unserer Beendigung der Arbeit hier ankommen!
Oh ich freu mich schon drauf!
Ich denk an Dich und auch liebe Grüße an Waldi ( 😛 den alten Pessimisten)
Fühlt Euch beide ganz doll gedrückt!
Kuhsaftige Grüße Ronja, Matze und natürlich Pani!
Moin, Moin Ihr Winterflüchtlinge!
Die Wustrauer wollen Euch mal wieder einige Grüße ans Ende der Welt schicken und unserer kleinen Erstgeborenen alles liebe zum Geburtstag wünschen.
Immer schön weiter schreiben, wir bleiben neugierig.
Henrik+Anke+Ole
Hallo Liebe Wustrauer!
Vielen Lieben Dank dass ihr immer an mich denkt!Fühlt euch alle ganz doll gedrückt!
Wir müssen uns wohl doch bald mal wieder ermutigen, neben unserer Arbeit was zu schreiben -.- ….denn nach Toiletten reinigen ist immer wenig Motivation vorhanden!
Liebe Grüße aus dem heißen (manchmal fast zu heißen) Australien!
Ronja