Huhu,
nachdem wir das Ningaloo Reef und Exmouth verlassen hatten, führte uns die Straße mal wieder durch die flache und ausgetrocknete Landschaft Westaustraliens. Die Straßen sind hier wirklich sehr langweilig und man kann so endlos weit schauen. Dabei könnte, passendes Wetter vorausgesetzt, richtig was los sein: Es gibt wirklich viele Flüsse und Bäche. Nur sind die fast alle komplett ausgetrocknet. Als wir einmal über eine besonders lange Brücke fuhren, hielten wir an, um uns das Flussbett anzusehen.
Es ist schon komisch, in der Mitte eines trockenen Flusses zu stehen. Schließlich sollte da eigentlich Wasser sein. Zwischen all dem Sand wuchsen bereits kleine Pflanzen und sogar Bäume. Etwas weiter entfernt fanden wir doch noch ein paar Wasserlöcher. Um diese herum versammelte sich scheinbar das gesamte noch vorhandene Leben der Region: Reiher und andere Vögel, wild herum laufende Kühe und sogar Fische in jeder Pfütze. Fisch möchte man da eher nicht sein, da ihr baldiges Ableben durch das Austrocknen der Pfützen schon absehbar erschien.
Unser nächstes Ziel lag zur Abwechslung nicht an der Küste, sondern etwa 800 km im Inland. Der Karijini-Nationalpark wurde uns von vielen Leuten empfohlen und so wollten wir uns diesen mal anschauen. Bereits die letzten 100 km vor der dem Nationalpark nahegelegenen Stadt Tom Price wurde die Landschaft abwechslungsreicher. Es wurde hügelig, selbst einzelne grün bewachsene Berge waren zu sehen! Ihr wisst nicht, wie toll das war! Wir haben seit Monaten fast nur trockenes und absolut ebenes Flachland gesehen, da war der Anblick der Berge wirklich ein Genuss. Selbst einen nicht ausgetrockneten Fluss überquerten wir. Zum Baden lud er zwar mit seinem roten Wasser nicht gerade ein, aber immerhin überhaupt mal etwas mehr Wasser.
In Tom Price frischten wir unsere Vorräte auf und plauderten mit einem vor 30 Jahren ausgewanderten Deutschen, der uns durch sein Kreuzberg-Shirt aufgefallen war, als es doch tatsächlich anfing zu regnen. Auch das haben wir schon recht lange nicht mehr erlebt. Wie schön die Luft danach roch! Der Ex-Berliner erzählte uns von seinem Deutschlandaufenthalt vor zwei Jahren und dass er überhaupt nicht drauf klar kam, dass es die Mauer nicht mehr gibt. Schon komisch für uns, jemanden zu treffen, für den das noch immer nicht völlig normal ist. Wie jung wir doch sind. 😉
Die vielen Berge der Region sehen nicht nur schön aus, sondern beherbergen jede Menge Rohstoffe. So ist Tom Price wie so viele Städte dort eine Bergarbeiterstadt, in der die meisten Menschen mit dem Abbau von Eisenerz beschäftigt sind. Ein vom Abbau noch verschont gebliebener Berg mit dem kreativen Namen Mount Nameless liegt direkt neben der Stadt und ist mit einem Allradfahrzeug befahrbar. Das haben wir uns nicht entgehen lassen und den Ausblick vom Gipfel auf das hügelige Umland und die nahegelegene Mine genossen. Weniger schön waren die riesigen Spinnen mit den noch viel riesigeren Netzen dort oben. Der Weg rauf und runter war ausgesprochen steinig, es war also eine relativ langsame und äußert holprige Fahrt. Für mehr Haftung und zum Schutz der Reifen hatten wir vorher natürlich etwas Luft aus ihnen gelassen. Während wir nach der Fahrt auf den Gipfel in Tom Price die Reifen bei einem Reifenhändler wieder aufpumpten, fragten wir diesen, was er von dem nicht zu kleinen Kratzer samt lockerem Gummi an einem unserer Reifen hielte. Er antwortete, dass er damit auf gar keinen Fall fahren würde, der Reifen könnte jederzeit einfach so platzen und wenn das bei voller Fahrt passiere, würden wir durch die Scheibe segeln. Nicht so schön also. Dennoch sind wir mit diesem Reifen bereits 6000 km in diesem Zustand gefahren, noch in South Australia hatten wir einen Fachmann nach seiner Meinung gefragt und dieser meinte, das wäre nicht ideal, aber ok.
Fünf Minuten nach dem Verlassen des Reifenhändlers zischte dann heftig viel Luft aus besagtem Reifen. Wir sind also ganz vorsichtig und mit Warnblinkanlange zurück zum Händler geschlichen. Inzwischen war Mittagspause und so durfte uns dann der Reifenhändler auf der anderen Straßenseite behilflich sein, unseren inzwischen fast komplett platten Reifen zu entsorgen und das Ersatzrad zu montieren. Dazu wären wir auch gar nicht in der Lage gewesen, ohne uns noch etwas zu belesen, das hätte also dauern können. Dafür hat uns der Chef aber auch getadelt, da es einfach nicht sein könne, dass wir in solch abgelegenen Regionen unterwegs seien und dann nicht mal auf Anhieb ein Rad wechseln könnten. Recht hat er. Leider gab es gerade keinen passenden neuen Reifen in unserer Größe und so ließen wir das kaputte Rad zurück und machten uns ohne weiteres Ersatzrad auf zum Karijini-Nationalpark.
Ich möchte an der Stelle betonen, was wir für ein unverschämtes Glück hatten, dass der Reifen mitten in einer Stadt den Geist aufgegeben hat! Den deutlich größeren Teil unserer Zeit verbringen wir auf irgendwelchen einsamen Straßen, wo Hilfe immer etwas weiter weg ist. Gut also, dass wir den Mt Nameless befahren haben und dieser dem angeschlagenen Reifen den Rest gegeben hat.
Am schönsten in Karijini sind die Schluchten. Es gibt dort so einige und wir haben uns auch mehrere angeschaut. Die erste, in die wir auch hinein gegangen sind, war am besten. Die Hancock-Schlucht ist stellenweise ausgesprochen eng, sodass man etwas klettern muss, wenn man nicht durch den Bach am Boden der Schlucht schwimmen will. Aber ganz trocken blieben wir trotzdem nicht. Am Ende der Engstelle strahlten dann die Felswände in allen Farbtönen zwischen rot, lila und braun und ein natürlicher, angenehm erfrischender Pool, der von einem kleinen Wasserfall gespeist wurde, wartete schon auf uns. Dort war es so schön, dass wir recht lange blieben. Durch die Enge der Schlucht war es sehr schattig, sodass wir teilweise fast etwas froren. Auch ein Gefühl, das wir schon lange nicht mehr hatten. Meist finden wir es nur zu heiß. Als wir die Schlucht verließen, wäre Ronja fast auf eine Schlange oder etwas zumindest sehr ähnlich Aussehendes getreten … da war die Überraschung aber kurzzeitig groß. 😉
Die nächste nennenswerte Schlucht war die touristisch deutlich frequentierte Dales-Schlucht. Dort liefen wir erst oberhalb entlang, bevor wir in die Schlucht hinabstiegen, am Fuße der Wasserfälle badeten und dann in der Schlucht den Rückweg antraten. Auch da blieben die Füße nicht trocken, aber die Schlucht war viel breiter als die Hancock-Schlucht, dicht bewachsenen und doch sonnig. Zwischen all dem Grün flogen viele Libellen, auf dem Fluss paddelten die Wasserläufer und überall flogen Vögel durchs Schilf. Diese Vielfalt an Leben haben wir schon lange nicht mehr gesehen, wenn man von unseren Tauchgängen vor Kurzem absieht. Wir sind sonst eher die verrottenden Kadaver am Straßenrand gewohnt. In Monkey Mia gabs zwar auch Vögel, aber das waren vor allem Möwen und Krähen, die nun beide nicht für ihren schönen Gesang bekannt sind. Am Ende unserer Wanderung durch die Schlucht nahmen wir ein Bad im Circular Pool, einem natürlichen Schwimmbecken, das von hohen und sehr bunten Felsklippen umgeben ist. Erschöpft schleppten wir uns die Treppen aus der Schlucht hinauf und verließen Karijini schließlich sehr zufrieden.
Danach führte uns die Straße weiter Richtung Norden zurück an die Küste nach Port Hedland. Als Bergarbeiterstadt ist diese für Touristen nicht sonderlich attraktiv und wir wollten bloß abermals die Vorräte auffüllen und einen neuen Reifen besorgen. Letzteres gestalte sich zunächst schwierig, da wir Helden nicht nur den kaputten Reifen in Tom Price gelassen hatten, sondern auch die Felge. Genial, wirklich. Nachdem der Ladenbesitzer sich erkundigt hatte, woher wir denn kämen, kramte er etwas in seinem Notizheft und las dann in gebrochenem Deutsch vor: „Sei nicht so dumm und wirf die Felge weg.“ … Wir waren offensichtlich nicht die Ersten, die sich so doof angestellt hatten. Bis eine passende Felge gefunden war, dauerte es etwas. Letztlich fanden die Arbeiter sogar zwei. Passenderweise gab es auch genau zwei Reifen in unserer Größe. Nach einiger Überlegung haben wir beide Reifen und Felgen gekauft, da wir anpeilten, in naher Zukunft die Gibb River Road zu fahren, auf der platte Reifen völlig normal sind und daher zwei Ersatzräder dringend empfohlen werden.
Bevor wir Port Hedland verließen, gönnten wir uns noch den Luxus einer öffentlichen Dusche am Strand. Dort flirtete ich mit einer Miezekatze, die es sich ganz frech, wie Katzen halt so sind, auf unserem Autodach gemütlich gemacht hatte. Hach, ich vermisse meinen Mohrle.
600 km lang fuhren wir anschließend mal wieder durchs Nichts. Dann erreichten wir Broome, mit 14.000 Einwohnern eine recht große Stadt. Sie liegt im Norden Westaustraliens, einer Region, die Kimberleys genannt wird. Auffällig war der vergleichsweise hohe Anteil von Aborigines an der Bevölkerung. In den Kimberleys ist man dem Äquator bereits nahe genug, dass es Regen- und Trockenzeit gibt. Die Regenzeit endet meist Ende März, wir waren also genau zum Wechsel dort. Aber nicht nur das Wetter ist dort bereits tropisch, auch die Vegetation wird nochmals deutlich grüner. Zu Ronjas Freude waren viele Straßen in Broome mit Frangipanibäumen gesäumt.
Wir trafen ein anderes deutsches Pärchen, das ebenfalls beabsichtigte, die Gibb River Road zu fahren. Das ist ein knapp 700 km langer Allradweg durch das Outback der Kimberleys. Die Straße führt vorbei an vielen Schluchten, Wasserfällen, Bächen und Flüssen, von denen auch mehrere durchquert werden müssen. Klingt also äußerst einladend. Wir besorgten uns allerhand Infos über die Route, da bei einer solch langen Allradstrecke schon etwas Vorbereitung nötig ist. Schnell wurde klar, dass die sich dem Ende neigende Regenzeit problematisch ist. Aufgrund der Feuchtigkeit waren Abschnitte der Gibb noch gesperrt, die gesamte Strecke war noch nicht begradigt worden (wie es vor der kompletten Öffnung für die Öffentlichkeit immer geschieht) und alle Zugänge zu Seitenwegen zu Schluchten usw. waren komplett gesperrt. Damit war für uns der Traum der Gibb geplatzt. Wir hatten uns während der Vorbereitung wirklich schon drauf gefreut und es wäre sicher auch interessant gewesen, eine solche Strecke zu viert zu befahren, aber wir waren einfach ein paar Wochen zu früh. Jetzt haben wir das zweite Ersatzrad vorerst umsonst gekauft. Aber abwarten, mit etwas Pech brauchen wir es irgendwann doch noch einmal.
Bevor wir weiterfuhren, statteten wir dem angeblich weltberühmten Cable Beach in Broome noch einen Besuch ab – mit dem Auto, versteht sich. Aber der angepriesene, für Autos so tolle harte Sand war leider relativ weich und das Tempolimit von 10 km/h auch lächerlich. Wir hatten uns das eher so vorgestellt wie auf Fraser Island, wo man 80 am Strand fährt und bloß aufpassen muss, dass man nicht einem landenden Flugzeug in die Quere kommt.
Mit einem Falafel im Bauch (nom nom nom
) und einer elektrischen Fliegenklatsche im Gepäck verließen wir Broome schließlich in Richtung Osten, auf ins Herz der Kimberleys. Viel gesehen haben wir von dieser Region leider nicht. Auch zwei Nationalparks, die wir uns ansehen wollten, waren aufgrund des Wetters noch geschlossen. Der eine davon wäre ein Höhlensystem mit einem langen, natürlichen Tunnel gewesen und der andere zählt zum Welterbe mit der Bergkette der „Bungle Bungles“. Aber auch sonst gibts sicherlich vieles zu sehen in den Kimberleys, der Großteil davon dürfte aber noch unentdeckt sein. Die ganze Region ist riesig und nahezu unerschlossen. Irgendwo hab ich gelesen, dass die Kimberleys größer als Westeuropa und Skandinavien zusammen sind. Es gibt hier aber keine 10 Städte.
Die Gezeitenunterschiede in den Kimberleys sind enorm, die Differenz der Höhe des Meeresspiegels zwischen Ebbe und Flut erreicht bis zu 11,5 Meter! Das erzeugt dann Phänomene wie die sogenannten „Horizontal Falls“. Dabei schießt das Wasser bei einsetzender Ebbe durch zwei Engstellen und erzeugt den Eindruck, als handele es sich um horizontale Wasserfälle. Hätten wir uns gerne angeschaut, aber Straßen dahin gibts nicht. Nur Flugzeug oder Boot wären in Frage gekommen. Aber dafür waren wir zu geizig. Letztlich hätten wir wirklich gern viel mehr in den Kimberleys gesehen, aber wir waren einfach zu früh dort. Immerhin haben wir jede Menge Greifvögel gesehen. Die sitzen in Horden auf dem Highway, auf städtischen Zäunen, zu dritt auf Laternen und in der Luft sind ganze Schwärme. Vielleicht fressen sie Fliegen, das würde ihre Anzahl erklären…
Wir mussten uns schließlich entscheiden, wie unsere Reise nun weitergehen sollte. Eigentlich war geplant, ins Northern Territory nach Darwin und Umgebung zu fahren. Dort regnet es jedoch zur Zeit noch ständig, einige Sachen sind deswegen auch gesperrt. Da wir nachts zur Zeit sowieso schlecht schlafen (schlaf mal bei knapp 30°C ohne Wind zu zweit in einem Auto!), wollten wir zusätzlich zur Hitze nicht auch noch Feuchtigkeit haben. Erst recht nicht, wenn dann wieder alles nicht zugänglich ist, was uns interessiert. Unangenehmer Nebeneffekt der Hitze waren die beinahe täglichen Gewitter, bei denen ständig unser Kuhsaft sauer wurde. Pani entschied daher, ins deutlich kühlere Zentrum Australiens zu fahren. Wenns um Kuhsaft geht, kann Pani sehr überzeugend sein und so willigten wir ein. Praktischerweise gibts eine direkte Verbindung von den Kimberleys dorthin. Über unsere Reise ins Zentrum und das dort Erlebte berichten wir im nächsten Blogeintrag.
Bis dahin,
Ronja, Pani und Matze
Ok, ich dachte große Spinnen… Jaja… ABER DAS… Bitte sag mir das das gephotoshoped ist O_O
Nein, da ist nichts geshopped. Perspektivisch wirkt die Spinne aber größer, da sie nicht neben Ronja war, sondern etwa einen Meter vor ihr. Ich würde auf gute 10 cm tippen.