Hallo ihr,
nachdem wir vom Segeln zurück waren, gings weiter Richtung Süden. Bis nach Hervey Bay sollte es gehen, um dort unsere Australienumrundung zu vervollständigen. Bis dahin waren es aber noch reichlich Kilometer und wir hatten nicht so wirklich Ahnung, was es dort noch zu sehen gab.
Interessant erschien uns der Eungella-Nationalpark. Dort fließt der Broken River hindurch, an dem die Chancen auf Schnabeltiersichtungen gut stehen. Als wir dort ankamen, paddelte auch schon das erste an der Oberfläche herum, tauchte aber schnell wieder ab. Während der folgenden Wartezeiten zwischen Ab- und Wiederauftauchen beobachteten wir die vielen Süßwasserschildkröten, etwas Aal-Ähnliches und den Eisvogel am anderen Ufer. Dann wurde es auch schon dunkel. Am nächsten Morgen sind wir nochmals hingefahren, aber trotz Dämmerung sahen wir keine Schnabeltiere mehr. Keine Ahnung, ob wir abends einfach nur viel Glück hatten oder morgens Pech. Auf jeden Fall schön, noch einmal welche gesehen zu haben.
Nächster Stopp war der Byfield-Nationalpark, der an der Küste liegt. Wir sind eigentlich bloß hingefahren, weil man da mit seinem Allradwagen im Sand Spaß haben kann. Der Weg zum Strand hin ist anfangs weniger eine Straße als eine Verkettung von üblen Schlaglöchern. Dann wirds richtig schön sandig. Als wir am wenige Kilometer langen Strand ankamen, waren wir jedoch erst einmal ziemlich schockiert. Unglaubliche Mengen Müll breiteten sich auf dem Sand aus. Die Strömung steht sehr ungünstig und so kommt der ganze Abfall, den im Meer sonst keiner sieht, wieder ans Tageslicht. Abscheulich, wirklich. Unmengen an Plastik. Flaschen, Deckel, Spielzeug. Wer würde so was nicht ins Meer werfen?
Nachdem wir entsetzt wieder ins Auto gestiegen waren, fuhren wir den Strand bis zum Ende hinab, ließen uns den Wind um die Ohren sausen, aßen etwas und machten uns wieder am Strand entlang auf den Rückweg. Unterwegs hielten wir an einem kurzen Wanderweg, der zur Orange Bowl führt, einer Sanddüne. Ronja hatte sich vor ein paar Wochen darüber beklagt, dass ich mein Bodyboard, ein Geburtstagsgeschenk von ihr, gar nicht richtig nutze. Ich entgegnete, dass man in Zentralaustralien schwer Wellen findet und auch in Nordqueensland ist da nichts zu machen – zum einen der Krokos wegen und zum anderen wirkt das Great Barrier Reef wie ein Wellenbrecher. An der Düne hatten wir nun aber die gute Idee, das Bodyboard zu einem Sandboard zu machen, also auf ihm die Dünen hinunterzurutschen.
Dazu war jedoch erst etwas Vorbereitung nötig, weil die Dünen voller Glasscherben waren, hurra! Wir haben also am Fuß der Düne eine Art Ausfahrt von Scherben befreit, uns anschließend den Hang hinauf gekämpft und sind dann liegend, sitzend, bremsend, mehr oder weniger lenkend und uns überschlagend die Düne hinab. Die Ausfahrt haben wir sogar manchmal getroffen. Geschnitten haben wir uns nicht, das Bodyboard hat erstaunlicherweise kaum gelitten und wir hatten ziemlich viel Spaß.
Wir blieben auch über Nacht im Byfield-Nationalpark. Es regnete leider und die bereits angesprochenen Schlaglöcher füllten sich, der Sand wurde teils schlammig. Die Rückfahrt war also ein Kracher. Pumba war so unglaublich dreckig, so richtig mistig. Als die Sauerei erst einmal getrocknet war, sah es noch viel schlimmer aus. Wir fuhren anschließend nach Rockhampton, hatten aber an der Stadt kein Interesse, eher an der Uni wegen des Internetzugangs. Da hatten wir eine falsche Adresse und später funktionierte auch an der richtigen Adresse der Internetzugang nicht, aber die falsche Adresse war irgendeine Behörde, die wegen eines Feiertags geschlossen war. Die hatten Gartensprenganlagen. Wir parkten Pumba also über einem Gulli, schnappten uns einen Wasserschlauch, drehten den Hahn auf und entfernten den gröbsten Dreck von Pumba. Danach haben wir uns vorsichtshalber schnell aus dem Staub gemacht. 😉 Wenige Kilometer später gabs sogar noch eine kostenlose Unterbodenwäsche, von der sich die Australier erhoffen, die ungewollte Verbreitung bestimmter Pflanzensamen in den Griff zu bekommen. Wir spülten damit schließlich das Salzwasser ab und freuten uns, wieder ein paar Dollar gespart zu haben. Ich rechne sowas immer in Schokokekspackungen, die man sich davon kaufen kann, das ist irgendwie greifbarer.
Die nächsten Städte übersprangen wir auch und erreichten schließlich Hervey Bay, aber darüber haben wir ja schon geschrieben. Hinzufügen wollen wir aber doch noch eine Kuriosität: Wir hatten uns vorgenommen, die gleichen Fotos, die wir von Pumba in Hervey Bay gemacht haben, erneut zu schießen. Diese entstanden damals auf dem Parkplatz vor einem McDonald’s. Als wir da ankamen, waren alle Parkplätze belegt, bis auf einen, der gerade frei wurde. Wir stellten später fest, dass dieser exakt der gleiche wie damals war. Fanden wir schon beeindruckend.
Da wir Pumba in Cairns verkaufen, mussten wir leider wieder nach Norden zurück, 1400 km etwa. Um nicht dieselbe Strecke noch mal abzufahren, entschieden wir uns für eine Inlandroute, vorbei am Carnarvon Nationalpark. Der ist recht großflächig, hat verschiedene Abschnitte, wovon der populärste die Carnarvon Gorge ist. Kurz bevor wir sie erreichten, wurde es dunkel und wir schliefen mal wieder im Gebüsch. Wir sind früh aufgestanden und haben deshalb den Sonnenaufgang miterlebt. Es war noch sehr neblig und so sah es wirklich schön aus.
Die Carnarvon Gorge ist nur von einer Seite aus zugänglich, wenn man nicht gerade eine mehrtägige Wanderung unternehmen will. Bis zum Ende des zugänglichen Bereiches sind es knapp 10 km, dort kann man campen, wenn man ein Zelt mitschleppt. Viele besonders sehenswerte Stellen liegen aber in kleinen Seitenschluchten, sodass der Weg deutlich länger wird. Wir entschieden uns, die Schlucht nicht bis zum Ende zu begehen und einigten uns auf einen 14 km langen Weg. Früh morgens aßen wir im Picknickbereich der Schlucht unser Frühstück, rundherum jede Menge Kängurus und Wallabys, teilweise mit gefüllten Beuteln. Dann machten wir uns auf dem Weg in die Schlucht. Diese ist so breit und dicht bewachsen, dass man die hohen und steilen Sandsteinwände meist gar nicht sieht. Die Vegetation ist ohnehin erstaunlich grün, wenn man sie mit Queenslands typisch trockener Landschaft rundherum vergleicht, die man überall findet, wenn man sich von der Küste entfernt. Während wir zügig den Weg entlang liefen, wurden wir von allen Seiten beschallt. So unglaublich viele Vögel, die in den Baumkronen ein Spektakel veranstalteten! War ein guter Start der Wanderung. Wir liefen zuerst bis zum entferntesten Punkt der Schlucht, den wir sehen wollten, wobei unser Weg mehrere Male einen Bach kreuzte. Dank großer Steine kamen wir aber immer trocken hinüber. Auf dem Rückweg sahen wir uns dann auch die Seitenschluchten an.
Die erste nannte sich „Art Gallery“ und hatte jede Menge Zeichnungen von Aborigines zu bieten, tatsächlich auch die schönsten, die wir bislang gesehen haben. Ein Großteil der Kunst war mit Schablonen gefertigt worden. So wurden beispielsweise Hände, Arme und Bumerangs gehen die Felswand gehalten und dann rote Pigmente mit dem Mund rundherum gespritzt. Das Ergebnis sieht dann tatsächlich ganz gut aus, erinnert mich dennoch an ein Kindergartenkunstprojekt. 😉 Neben der Schablonenkunst wurden diverse Motive in den weichen Sandstein geritzt, z.B. die Spuren von Kängurus und Emus. Die mit Abstand am häufigsten vorzufindenden Ritzungen stellten jedoch Vulven dar.
Seitenschlucht #2 hieß „Ward’s Canyon“ und war eine sehr feuchte, enge, dunkle, tiefgrüne und kalte Schlucht. #3 war das Amphitheatre, das eine Doline zu sein scheint. Der Eingang war sehr schmal, bei Regen ist also der Ausgang auch sehr eng. Bei wirklich schlechtem Wetter will man da nicht sein, die Spuren vom Wasser waren auch in einigen Metern Höhe noch an den Felswänden zu sehen. Seitenschlucht #4 war wieder sehr feucht, voller Moos und hieß passenderweise Moss Garden. Am Tag drauf schauten wir uns noch einige kurze Wanderwege abseits des Hauptweges an. Danach machten wir uns wieder auf den Weg nach Norden.
Kurz vorm Einbruch der Dunkelheit zog ein Gewitter auf. Die Landschaft war gerade sehr flach, wenig Bäume. Wir parkten also am Straßenrand und ich hatte schon die Fotos vor Augen, die mir nun endlich mal gelingen würden. Perfekte Sicht auf die Gewitterzelle ohne schon selber drin zu sein, kein Regen – da warte ich schon lange drauf. Dummerweise sprangen die Blitze nicht zum Boden über, blieben also in den Wolken und außer Wetterleuchten war nichts zu sehen. Ich muss mich also weiterhin gedulden.
Der Tag drauf war auch bloß Fahrerei, nachts musste ich kurz aufs Klo. Der Kälte wegen wäre ich am liebsten auch sofort wieder ins warme Bett gesprungen, wenn denn nicht der Sternenhimmel so fantastisch gewesen wäre. Zu Ronjas Ärger habe ich mich also angezogen und angefangen zu fotografieren. Nur zufällig fand ich einen kleinen Skorpion, der sich unter unserem Auto versteckte. Auch einige interessante Spinnen waren dort, die eine Röhre in der Erde bewohnten, sich bei Gefahren dorthin zurückzogen und sogar einen Deckel auf ihre Röhre schoben. Bei der ganzen Krabbelei war ich also etwas vorsichtig beim Fotografieren. Einer der Wohnwagen neben uns reflektierte leicht das Bremslicht eines LKWs, in der Langzeitbelichtung wurde daraus ein schön rot leuchtender Wohnwagen und darüber die funkelnde Kuhsaftstraße. So ein Bild wollte ich mit Pumba auch! Dummerweise hatten wir ungünstig geparkt und der Fahrersitz war ohnehin voll bepackt mit Koffern usw. Also hab ich den frei geräumt, die Sachen neben eine vor Wut schäumende Ronja gepackt und umgeparkt. Der LKW war inzwischen weg, sodass ich mir selbst buntes Licht beschaffen musste. Als Lichtquelle diente die Stirnlampe, als Farbe der darüber gezogene rosa Bezug von Ronjas Kissen. Ihr ahnt es sicher schon… fand sie jetzt nicht soooo gut, dass ich ihr das Kissen klaue. Aber das Rosa war nicht so der Burner, ein sattes Rot wäre besser. Unsere Abwaschschüssel ist rot.
Wenn die Wühlerei in der Geschirrbox nicht so laut wäre, hätte Ronja vielleicht schlafen können. Die Beleuchtung von außen war aber letztlich auch doof. Nach diversen Platzierungen der roten Belichtung innerhalb des Autos hatte ich einige gute Fotos im Kasten, war zufrieden, parkte und packte abermals um und wollte wieder schlafen gehen. Aber da wurde es auch schon hell. Habt alle mal ein bisschen Mitleid mit Ronja.
Am nächsten Tag erreichten wir wieder Townsville. Von dort aus starten einmal pro Woche Tauchtouren zum Wrack der SS Yongala. Hin- und Rückfahrt dauern je drei Stunden. Wenn man aber mit dem Auto noch eine Stunde nach Süden fährt, kommt man nach Ayr und dann nach Alva Beach, von wo aus täglich Touren starten, die bloß eine halbe Stunde bis zum Wrack benötigen. Das haben wir dann natürlich bevorzugt. Am Abend davor wollte ich noch Geld abheben, aber der Automat hatte Probleme mit der minimalen Krümmung meiner EC-Karte – und behielt sie ein. Gut, dass ich noch eine zweite Karte hatte, sonst hätten wir unseren Tauchtrip um einen Tag verschieben müssen.
Die SS Yongala sank vor über 100 Jahren und wurde damit das Grab für 122 Menschen. Rundherum ist für viele Kilometer nichts als Sand, weshalb das Wrack nun eine Art Oase für maritimes Leben darstellt. Viele Leute sagen, der Tauchgang dort sei der beste Australiens, manche meinen sogar, er gehöre zu den besten auf der Welt. Wir waren also schon recht neugierig. Die Yongala liegt auf der Seite, die höchste Stelle ragt bis 14 m Tiefe hinauf, die tiefste liegt bei 27 Metern. Die Tauchschule war nun pingelig und wollte Ronja ohne zusätzlichen Tieftauchlehrgang nicht erlauben mitzukommen. Dabei hatte sie schon tiefe Tauchgänge während der normalen Tauchausbildung gemacht. Nun ja, wir hatten keine Wahl uns so hat Ronja noch 25 Dollar drauflegen müssen.
Um 8 Uhr morgens war Treffpunkt an der Tauchschule, dann Anmeldung und Papierkram, Briefing und dann gings zum Strand. Von dort aus fuhren wir 30 Minuten mit dem Schlauchboot.
Unsere Tauchgänge waren geführt, wir mussten also bloß brav dem Guide hinterherschwimmen und konnten staunen. Zu Beginn des Tauchgangs hat Ronja ihren Tiefenlehrgang bekommen: Ihr wurde auf dem Grund eine Karte gezeigt, die an der Oberfläche rot war, in der Tiefe jedoch blaugrau. Das wars. Herzlichen Glückwünsch, Ronja, du bist jetzt qualifizierte Tieftaucherin! Na ja, wärst du eigentlich, leider gibt es dafür keine Bescheinigung, du hättest einen kompletten Kurs buchen muss. Viel Spaß also beim nächsten Tieftauchlehrgang!
Das Schiff ist noch erstaunlich intakt, man hätte wohl auch Toiletten und den Maschinenraum sehen können, aber das haben wir irgendwie nicht erkannt. Ich wäre ja gerne ins Wrack hinein geschwommen, aber das ist auch nicht mehr möglich, seit es unter Schutz steht. Dieser wurde nötig, weil sich Taucher Erinnerungsstücke wie z.B. Knochen aus dem Wrack mitnahmen. Wenn Atemluft im Wrack zurückbleibt, treten außerdem Rostschäden schneller auf. Heute ist die Yongala ein künstliches Riff, sehr bewachsen und von vielen Fischen und anderen Tieren bewohnt. Am spektakulärsten waren wohl die Seeschlangen.
Wir hatten vorher bereits von ihnen gehört und Ronja war als Schlangenfeind gar nicht begeistert, nach dem Tauchgang aber doch sehr angetan von ihnen. Als eine der Seeschlangen an uns langsam vorbeischwamm, Griff der Tauchguide nach ihr und hielt sie sachte fest. Als sie sich nicht wehrte, gab er sie mir. Hey, wann kommt man schon mal dazu, eine Seeschlange zu halten? 😉 Dieser Tauchgang war unser erster seit der Westküste, wo wir die Weichkorallen vermissten. Von diesen gab es hier zum Glück reichlich. Durch die Länge des Wracks von etwa 100 Metern waren wir etwas in Eile und so war der erste Tauchgang für mich ein wenig stressig, weil ich nicht genug Zeit hatte, alles so zu fotografieren, wie ich es gern gemacht hätte.
Der zweite Tauchgang war entspannter. Bei diesem tauchte aus dem Blau plötzliche eine Schildkröte auf und schwamm genau in unsere Richtung. Leider erregte dann ein anderer Taucher ihre Aufmerksamkeit und sie glitt zu ihm. Trotzdem war der Anblick wirklich schön, mit welcher Eleganz sich die Schildkröte bewegte. Für Ronja war es die erste Schildkröte beim Tauchen und sie war entsprechend begeistert und sagt, dass sie hätte heulen können.
Uns haben beide Tauchgänge sehr gefallen. Ob sie nun zur Weltklasse zählen, können wir schwer einschätzen. Wir haben zumindest schon größere Fischschwärme gesehen, sind aber zugegebenermaßen auch etwas verwöhnt. Schön wars nichtsdestotrotz, keine Frage! Mehr will ich dazu auch gar nicht schreiben, die Fotos sind eh aussagekräftiger.
Danach gings wieder an Land, es gab Mittag und dann fuhren wir zurück nach Cairns. Unser dortiges Ziel: Tauchen am Great Barrier Reef! Aber darüber schreiben wir erst im nächsten Blogeintrag.
Machts gut,
wir