Autoverkauf und Rückflug über Kuala Lumpur

Blick auf Petronas Towers aus 28. Stock

Hallo zusammen,

von wegen letzter Blogeintrag: Ich habe zu viel geschrieben und musste zwei Einträge draus machen. Hier gehts um die letzten Tage in Cairns und den Rückflug. Im wirklich letzten Beitrag gibt es eine Zusammenfassung unserer Reise und einen Blick auf die Finanzen.

Nachdem wir unseren Tauchtrip beendet und wieder festen Boden unter den Füßen hatten, blieben uns noch gute zwei Wochen, bevor es wieder nach Deutschland gehen sollte. Für diese Zeit hatten wir eigentlich keine Pläne mehr und haben ziemlich viel rumgegammelt. Völlig entspannt war die Zeit aber doch nicht, weil wir ja Pumba bis zur Ankunft unserer Käufer auf Vordermann bringen mussten und einigen Papierkram zu erledigen hatten.

Um in Queensland ein Auto zu verkaufen, benötigt man ein Roadworthy Certificate (RWC), das die Verkehrstauglichkeit bestätigt, also eine Art TÜV, nicht ganz so streng, für australische Verhältnisse aber recht hart. Bei dieser Überprüfung kamen auch einige kleine Mängel zum Vorschein, aber alles nicht tragisch. Hat uns letztlich trotzdem nochmals 500 $ gekostet.

Leider mussten wir feststellen, dass das RWC keinesfalls eine Garantie für völlige Fehlerfreiheit ist. Eines Morgens, kurz vor dem Verkauf, wollte Ronja fahren, weil sie befürchtete, dass dies ihre letzte Fahrt mit Pumba sein könnte. Als sie den Motor starten wollte, gab es einen Knall, mehr nicht. Der Motor blieb aus. Wir hatten anfangs die Batterie im Verdacht, die eventuell wegen der großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht Schaden genommen haben könnte. Das Geräusch war allerdings untypisch, nicht dieses wiederholte Klackern, sondern nur ein einziger Klack beim jedem Versuch, den Motor zu starten. Wir haben also den Laptop ausgepackt und angefangen zu recherchieren.

Das las sich alles überhaupt nicht gut. Wir befürchteten, eine defekte Zylinderkopfdichtung zu haben. An dieser Stelle liegen Motoröl, Kühlwasser und Abgase dicht beieinander, sind normalerweise aber natürlich voneinander getrennt. Bei einer defekten Zylinderkopfdichtung jedoch können sich diese Flüssigkeiten und Gase vermischen. Unsere Theorie für den nicht startenden Motor war, dass Wasser in einen oder mehrere Zylinder gelaufen sein könnte. Sollte dies der Fall sein, könnte während der Fahrt in den Zylinder laufendes Kühlwasser uns den Motor um die Ohren fliegen lassen. Wir haben daraufhin keine weiteren Startversuche unternommen und den australischen ADAC angerufen, in dem wir Mitglied waren. Als dieser eintraf, schilderten wir unsere Befürchtungen und der Typ meinte, dass wir Recht haben könnten. Er versuchte den Motor zu starten und es gelang ihm auf Anhieb. Aus dem Auspuff kam daraufhin weißer Rauch – verbranntes Kühlwasser. Der Kühlwasserbehälter zischte beim Öffnen und es blubberte leicht darin – Abgase. Und unser Motoröl schließlich hatte eine Farbe, die auf eine Vermischung mit Kühlwasser hindeutete. Da war dann klar, dass unsere Zylinderkopfdichtung tatsächlich defekt war, na super. Immerhin wurde uns versichert, dass wir beim Fahren vorerst wohl keine Gefahr zu befürchten hätten und bloß das Starten des Motors manchmal schwierig sein könnte.

Wir sind daraufhin zu unserem Mechaniker gefahren, der uns erklärte, dass diese Dichtung bei unserem V6-Motor an einer schwer erreichbaren Stelle liege und daher so ziemlich der ganze Motor auseinander- und schließlich wieder zusammengebaut werden müsse. Er schätzte die benötigte Arbeitszeit auf mindestens 10 Stunden. Das deckte sich leider mit dem, was wir auch aus anderen Quellen gehört hatten. Der Einbau einer neuen Dichtung sollte also mit rund 1500 Dollar zu Buche schlagen. Wir waren erstens nicht gewillt, nochmals so viel Geld auszugeben und zweitens hätten wir es zeitlich auch gar nicht mehr geschafft.

Der ADAC-Mensch hatte uns zwei Tipps gegeben. Zum einen sollten wir nach dem Ausmachen des Motors den Deckel des Kühlflüssigkeitsbehälters abnehmen, damit ins Kühlwasser eingedrungene Abgase entweichen könnten. Andernfalls könne der entstehende Druck das Kühlwasser in die Zylinder schieben. Zum anderen empfahl er uns ein Wundermittel, das ins Kühlwasser gekippt in der Lage sein sollte, kleine Risse in der Zylinderkopfdichtung zu versiegeln. Von diesem Mittel hatte auch unser Mechaniker schon einmal gehört und ein Kumpel seines Lehrlings hätte damit wohl sehr gute Erfahrungen gemacht. Statt für 1500 $ haben wir uns diese Flüssigkeit also für gute 10 $ gekauft. Auch wenn die Produktbeschreibung eine permanente Abdichtung verspricht, gehen wir von einer temporären Lösung aus, wobei aber unklar ist, ob sie nun bloß eine Woche oder mehrere Jahre hält. Beides soll schon vorgekommen sein. Zusammen mit unserem Mechaniker ließen wir also das Kühlwasser ab, spülten alle Leitungen aus, füllten Leitungswasser nach, mischten das Wundermittel dazu und gaben dann 15 Minuten lang kräftig Gas, weil das Mittel wohl bloß bei hohen Temperaturen gut abdichtet. Dieser Mix aus Wasser und Wundermittel sollte anschließend eine Woche im Auto verbleiben und dann durch normale Kühlflüssigkeit ersetzt werden. Eine Woche später beabsichtigten wir aber gar nicht mehr in Australien zu sein. Das müssten also  unsere Käufer übernehmen… was uns zum nächsten großen Problem führt.

Wie sollten wir unseren Käufern den Defekt vermitteln? Möglichkeit 1 wäre gewesen, den Mangel zu verschweigen. Dann müssten wir nicht befürchten, dass sie das Auto doch nicht kaufen wollen und wir müssten keinen Preisnachlass gewähren. Für einen vorbildlichen Kapitalisten also ideal. Wir jedoch hätten mit Gewissensbissen zu kämpfen gehabt und wollten es nicht verantworten, dass ihnen mitten im Nirgendwo der Motor hoch geht mit was weiß ich für Folgen. Nicht zuletzt hätten wir ihnen irgendwie erklären müssen, warum sie die Kühlflüssigkeit ersetzen müssen.

Wir entschieden also, den Käufern zu erzählen, was passiert war. Glücklicherweise wollten sie Pumba trotzdem haben. Pumba ist einfach unwiderstehlich :) Er glänzte so schön von innen und außen, als sie ihn das erste Mal sahen. Wir haben dafür auch etwas länger in der Autowaschanlage gebraucht… :) Da gab es übrigens auch eine Hundewäsche, die ein Pärchen benutzte, um sowohl ihren Hund als auch ihr Wildschwein zu waschen. Komischer Anblick. Und das arme Schwein hat gequiekt! Zumindest die Außenwäsche hätten wir uns sparen können, da Pumba nach der Allradprobefahrt mit unseren Käufern wieder mistig war. Auch die voraussichtlichen Kosten für eine Reparatur haben wir ihnen nicht verschwiegen. Diese umgerechnet 1000 Euro mussten wir letztlich vom Verkaufspreis abziehen und haben Pumba somit für 4400 Euro verkauft. Das ist noch nicht schlecht, aber natürlich trotzdem ärgerlich. Immerhin müssen wir nun kein schlechtes Gewissen haben.

Die letzten zwei Nächte in Australien verbrachten wir in einem Hostel in Cairns, in dem auch unsere Käufer wohnten. Wir waren in einem 3er-Zimmer, also von vielen fremden Leuten kann keine Rede sein. Und trotzdem war es uns sofort unangenehm, uns ein Zimmer mit jemandem teilen zu müssen. In Pumba hatten wir zwar weniger Platz, aber es war dennoch viel gemütlicher dort. Bei dem vielen Regen in den letzten Tagen wäre es aber auch in Pumba doof gewesen, war also ganz gut, dass wir im Hostel geschlafen haben.

Am Tag des Abflugs wurden wir in Pumba noch zum Flughafen gebracht. Es war ein sehr trauriger Anblick, unser kleines, kräftiges, rotes rollendes Zuhause der letzten 10,5 Monate davonfahren zu sehen. :‘-(

Petronas Towers von untenDer erste Flug brachte uns von Cairns nach Brisbane. Dort betraten wir zum ersten Mal australischen Boden. Es war ein ungewöhnliches Gefühl, etwas Bekanntes wiederzusehen. Die folgenden 6 Stunden blieben wir auf dem Flughafen, suchten eine Steckdose und arbeiteten am vorvorherigen Blogeintrag. Wir hätten zu Ronjas ausgesprochener Verärgerung fast unseren Flug verpasst, weil ich den Eintrag noch unbedingt online stellen wollte. Als wir dann zum Boarding rannten, kam uns schon jemand entgegen, der gerade unsere Namen ausrufen wollte. Hups. :)

Wir flogen die ganze Nacht, konnten darum zum Glück auch etwas schlafen und landeten gute 8 Stunden später in Kuala Lumpur, Malaysia. Dummerweise erwartete uns dort ein Aufenthalt von schlappen 18 Stunden. So lange wollten wir beim besten Willen nicht auf dem Flughafen rumgammeln und fuhren deshalb mit dem Zug in die City. Wir hatten bereits zuvor Tickets für die Petronas Towers gebucht, Zwillingstürme, die bis 2004 mit 452 Metern das höchste Gebäude der Welt waren. Sowohl der Blick von der die Türme verbindenden Brücke auf 172 Metern Höhe als auch vom höchsten Stockwerk war beeindruckend. Anschließend schlenderten wir noch ein bisschen in der City umher und waren im größten Shopping-Center, das wir je gesehen haben.

Nachts werden die Türme angestrahlt, was ich gern fotografieren wollten. Das ist problematisch, weil die Türme so hoch sind, dass man sie entweder nur aus großer Entfernung oder mit einem ordentlichen Weitwinkelobjektiv im Querformat aufs Foto kriegt. Dazu kommt, dass das Foto selbst in einiger Höhe aufgenommen werden sollte. Ich fand ein Hotel mit 28 Stockwerken oder so und bin schließlich mit diversen Fahrstühlen und am-Portier-vorbeischleich-Aktionen bis nach ganz oben gekommen. Dort war eine Bar, in der die Gutbetuchten sich ein paar Drinks gönnten. Ich passte da äußerlich so überhaupt nicht rein, aber rausgeschmissen wurde ich auch nicht. Doof war nur, dass es bis Sonnenuntergang noch etwas hin war und ich ja eigentlich nur auf der Suche war nach einem guten Standort für später. Ich bin also zurück zu Ronja und habe ihr von meinen Plänen erzählt. Sie war erwartungsgemäß wenig begeistert und befürchtete, dass wir meinetwegen den Zug zurück zum Flughafen nicht mehr schaffen könnten oder dass ich festgenommen werden könnte. Letztlich ging alles gut. Mit gespielter Selbstverständlichkeit kommt man wohl überall rein. Nur die Fotos waren nicht so toll wie erhofft. 😉

Panorama Kuala Lumpur Skyline

Um Mitternacht ging dann unser Flieger nach Frankfurt, also abermals nachts, sodass wir wieder schlafen konnten. Halbwegs ausgeruht erreichten wir knappe 13 Stunden später Frankfurt und machten uns auf dem Weg zum Bahnhof. Die Zugfahrt war seltsam.  Draußen glitt ein Feld nach dem anderen vorbei, hier und da standen alte Backsteinhäuser rum, alles war wieder so deutsch. Selbst die Luft riecht ganz anders. Nach 4 Stunden ICE wurden wir von Ronjas Paps in Berlin abgeholt und dachten schon, die überlange Rückreise wäre fast vorbei. Wenn denn der Stau nicht gewesen wäre. In unseren 10,5 Monaten in Australien standen wir nicht in einziges Mal im Stau, aber in Deutschland nach wenigen Stunden! Abends fielen wir müde ins große, weiche Bett. So ein richtiges Bett hat schon was. Und eine warme Dusche im eigenen Bad erst!

So schön es in Pumba auch war, ein großes Zuhause und etwas mehr Komfort sind wirklich gut! :)

Eine Zusammenfassung unserer Reise und einen Blick auf die Finanzen gibts hier.

Comments are closed.