Heute ist seit langem mal wieder ein komplett sonniger Tag. Wir sind beide immer noch erkältet und haben ein wenig Husten, Schnupfen und Halsschmerzen. Aber mit unseren Eukalyptus-Taschentüchern lässt es sich ein wenig besser ertragen.
Das letzte Mal hatte Matze über die Nullarbor Plain geschrieben.
Nach der langen Fahrt durchs Nichts waren wir sau froh, endlich wieder in der Zivilisation angekommen zu sein. Der erste Ort, den wir in Western Australia besucht haben, war Esperance. Diese Stadt liegt in einer Bucht, in der sich 105 kleine und große Inseln befinden. Einige von ihnen kann man schon vom Festland aus sehen. Da wir aber relativ spät in Esperance ankamen, hatten wir keine Zeit, die Sehenswürdigkeiten abzuklappern.
Am zweiten Tag haben wir dann den berühmtesten Einwohner von Esperance besucht. Sammy, den dicken, faulen Seelöwen. Er liegt tagein tagaus immer an der gleichen Stelle am Pier und scheint sich nur dann zu bewegen, wenn die Einwohner ihm was zu Essen bringen. Nachdem wir ihn beim Faulenzen beobachtet hatten, sind wir noch auf dem Steg entlang gelaufen und konnten sogar ein paar Delphine vorbei schwimmen sehen.
Da es die nächsten Tage vom Wetter her schlechter werden sollte, haben wir am Nachmittag die Dünen von Esperance mit Pumba befahren. Das war ganz schön aufregend! Während ich beängstigt in Pumba saß und mich an meinen Gurt krallte, konnte Matze sein …wie nenn ich das jetzt?… ich sag mal „Abenteuer-Grinsen“ nicht unterdrücken. Dieses Grinsen bedeutet meistens nichts Gutes.
Aber alles ging gut und wir fuhren die Hügel auf und ab. Nur für einen Hügel, der auf der Runterfahrt nicht steil aussah, brauchten wir am Ende mehrere Anläufe, um ihn wieder rauf zu kommen… Da standen wir also wieder. Vor einem steilen Dünenhügel, den man diesmal nicht so schnell mit einem Spaten hätte abtragen können. Aber nachdem wir von Pumbas Reifen wieder genügend Luft abließen, kamen wir mit Untersetzung die steile Düne wieder hinauf. Dort haben wir dann auch unser nächstes Camp aufgeschlagen und die Nacht verbracht.
Am nächsten Tag sind wir dann schon früh los, weil für den Abend ein starkes Gewitter angekündigt war. Das erste Ziel des Tages war der Wylie Rock. Auf diesen Granitfelsen kann man nämlich auch mit Auto herauffahren. Touranbieter nehmen für eine Fahrt auf diesen Fels über 100$. Da dachten wir uns: „Das können wir auch!“
Da war es wieder, das Abenteuer-Grinsen! 😀
Das kann man sich nicht vorstellen, wie auf einmal mitten am Strand ein steiler Granitfels empor ragt. Und den sollten wir jetzt tatsächlich alleine befahren? Dank Pumba konnten wir den Fels ohne Schwierigkeiten herauffahren! Wir standen auf der Felsenspitze und genossen die geniale Aussicht auf die Inseln in der Bucht, den weißen Strand und die Sanddünen.
Nach einer ganzen Weile gings dann weiter am Strand entlang in Richtung Cape le Grand National Park, in dem sich Australiens weißester Strand befindet. Es sah wirklich so aus, als ob dort Schnee liegen würde und dementsprechend war auch das Wasser türkis-blau. Selbst die Konsistenz des Sandes erinnerte an Schnee. Denn er war sehr hart, klebte zusammen und beim Laufen knirschte er unter den Füßen. Fast ein bisschen winterlich! 😛 Und an dem weißesten Strand Australiens hat Matze dann trotz kaltem Wind endlich das Bodyboard eingeweiht. Es gibt keinen besseren Ort dafür!
Danach wollten wir den auch im Park liegenden Frenchmans Peak (einen großen Granitberg) besteigen. Doch auf dem Weg dorthin mussten wir plötzlich stoppen.
Zwei Kängurus mitten auf der Fahrbahn. Nach kurzem Beobachten, konnten wir sehen, dass das eine sich sein Bein gebrochen hatte und nicht mehr weglaufen konnte. Das zweite, deutlich größere Känguru, versuchte immer wieder, das Kleine aufzuheben und, so wie wir dachten, von der Straße zu bringen. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht gleich vor Traurigkeit und Wut anzufangen zu weinen. Welcher Idiot fährt in einem National Park wie eine Sau und erwischt am helllichten Tag ein Känguru? Und die noch viel bessere Frage ist: Wenn er das schon tut, warum verpisst er sich dann auch noch feige und hilft dem verwundeten Känguru nicht? Denn es war mehr als offensichtlich, dass es noch lebte, weil es vor Angst immer noch versuchte, mit seinem kaputten Bein aufzustehen. Da wir keinen Empfang auf beiden Handys hatten, beschloss Matze, loszufahren und den Ranger zu suchen. Ich blieb bei den Kängurus und versuchte, die vorbeifahrenden Autofahrer auf sie aufmerksam zu machen. Nicht, dass noch das andere erwischt wird! … Das hab ich jedenfalls anfangs gedacht.
Denn nach längerem Beobachten der Zwei konnte ich feststellen, dass das größere Känguru keinesfalls die sorgende Mutter war, die sich um ihr kleines Verwundetes kümmerte. Nein, es war ein von seinen Trieben geleiteter Kängurubulle. Ich wurde also tatsächlich Zeuge einer Vergewaltigung einer Kängurudame.
Am Ende habe ich den Bullen schon mit Steinen und Stöcken beworfen, damit er endlich von ihr ablässt … aber nichts zu machen. Sein Wille war stark und seine Krallen groß. Weil er bei diesem Akt dem verwundeten Känguru weh tat, wusste ich dann auch nicht mehr, auf wen ich mehr sauer sein sollte. Auf den Autofahrer oder den Bullen? Als Matze dann nach einer gefühlten Ewigkeit (15 Minuten) wiederkehrte, war ich erst mal richtig froh. Doch leider war der Ranger in der Stadt und so war nur seine Vertretung, ein altes Ehepaar vom Campingplatz, Matze gefolgt. Die beiden konnten gegen den Bullen auch nichts ausrichten und so mussten wir uns damit vertrösten, dass sie den Ranger benachrichtigen würden und dieser dann hoffentlich schnell kommen würde. Dort auf den Ranger zu warten wäre sinnlos gewesen, weil es sich hätte um Stunden handeln können und so führten wir unsere geplante Tour auf den Gipfel durch.
Der Aufstieg war sehr steil und windig, weil es diesmal keinen gemachten Weg gab. Oben angekommen ließen wir uns unsere mitgebrachten Chips so richtig bei der schönen Aussicht schmecken.
Nachdem wir wieder unten waren, wollten wir uns eigentlich auf den Rückweg nach Esperance machen. Aber mir ging das Känguru nicht aus dem Kopf und so fuhren wir noch einmal hin. Ich hatte die Stelle, wo die beiden waren, auch sofort erkannt, aber von den Kängurus keine Spur. Als wir anhielten und ich schnell aus dem Auto sprang, konnte ich hinter dem Graben ein Känguru im Gebüsch liegen sehen. Bei näherem Betrachten war klar, dass es tot war, denn die Fliegen erfreuten sich an ihm. Als wir gerade gehen wollten, tauchte dann auch der Bulle auf und als wäre das noch nicht genug gewesen, kam ein kleines Kängurubaby aus dem Gebüsch gehüpft. Es versuchte, an den Beutel seiner toten Mutter zu kommen. Mir war schon wieder zum Heulen zumute.
Später erfuhren wir, dass es der Ranger erschossen hatte.Das Kleine sollte jedenfalls allein klar kommen, meinte dieser, denn es war schon so groß, dass es eh bald von seiner Mutter abgestoßen worden wäre.
Als wir den Cape le Grand National Park verließen, wurde es schon dunkel und wir mussten uns ein wenig beeilen, sodass wir noch was essen konnten. Das haben wir auch gerade so noch geschafft, weil dann nämlich der angekündigte Sturm aufzog und sogar die Zugwarnblinkanlage der Stadt kaputt machte. Wir jedenfalls stellten uns an die Küste und beobachteten, wie die Blitze in die naheliegenden Inseln einschlugen. Es ist seit diesem Sturm auch tatsächlich bis gestern immer mal wieder am Regnen gewesen. Teilweise hatte es sogar gehagelt.
Am nächsten Tag haben wir Esperance verlassen und machten uns auf den Weg nach Albany. Ungefähr auf halber Strecke wollten wir einen kurzen Abstecher auf einen 4-Wheel-Drive machen und später unsere Vorräte in der Stadt auffrischen.
Matze hatte sich nämlich in Esperance ein Buch mit den 50 schönsten Allradwegen Westaustraliens gekauft. In der Beschreibung zu diesem Track stand, dass die Szenerie zum „Sterben schön“ sei. Das war sie wirklich, doch der Regen hatte einen Teil des Weges ausgewaschen und so mussten wir uns teilweise durch sehr schwierige Stellen manövrieren. Bei solchen Abschnitten muss ich mich dann rausstellen und Matze sagen, wie er fahren soll. Da ich aber seit unserer Nationalpark-Tor-Umfahrung das Gefühl habe, dass ich als Navigator ungeeignet bin, hatte ich schon ziemliches Herzklopfen. Umso weiter wir in den Track fuhren, umso mehr war uns auch klar, dass wir nicht mehr hätten umdrehen können.
Letztendlich hatten wir unseren Plan, nach Albany zu fahren, schon aufgegeben, weil es alles viel zu spät wurde. Nachdem wir die Strecke hinter uns gebracht hatten, fiel uns beim nachträglichen Lesen des Beitrags im Buch auf, dass man für diesen Track ca. einen halben Tag einplanen soll. Hätten wir das mal vorher gewusst. 😛
Erst am darauffolgenden Tag ging es nach Albany. Dort sind wir dann wegen der Hitze an den Strand gefahren und haben aufgrund des guten Wellengangs gleich noch unser Bodyboard ausgepackt. Das war für mich das erste Mal und es hat sau Spaß gemacht! Ich musste mir teilweise die Unterhose festhalten, weil sie drohte, durch die Geschwindigkeit wegzurutschen. Das müssen wir bald wieder machen!
In Albany sind wir dem westaustralischen Automobilclub beigetreten. Dieser ist vergleichbar mit dem deutschen ADAC. Da haben wir tatsächlich eine Vergünstigung bekommen, weil ich 18 Jahre bin und wir mussten nur ein 3/4 des fälligen Beitrags bezahlen.
Ich hoffe, ihr habt es bis hier ausgehalten! Aber so langsam müssen wir ja ein bisschen aufholen.
Liebe Grüße von Matze und Pani!
Na, wenn das nicht wieder spannende Tage waren. Wie haltet Ihr das aus? Euer Höllenstrand wirkt irgendwie sehr paradiesisch. Ob die uns was Falsches beigebracht haben? Vielleicht ist die Hölle gar nicht so schlecht …
Ist der Adventskalender angekommen?
Gruß ins Paradies
ab & Co
Ja, Esperance und Umgebung waren wirklich gut. Na dass die Hölle nicht so schlimm ist, wissen wir doch inzwischen:
Ein Mann stirbt und kommt in die Hölle.
Dort ist es bei weitem nicht so schlimm wie erwartet und er kann sein Dasein in vollen Zügen genießen: Er hat sehr gutes Essen und alle anderen Vergnügungen, die er zu seinem Glück braucht.
So geht er durch die Gegend und kommt zu einer großen Mauer. Dort ist ein Fenster, durch das er schaut und Menschen sieht, die aufs Grausamste gefoltert werden.
Er fragt den Teufel, was das denn für Menschen seien, da die Hölle ja ansonsten so schön sei.
Der Teufel antwortet: „Das sind die Katholiken; die wollen das so…“
Der Adventskalender ist angekommen. Aber so richtig umgehauen hat er uns nicht. 😉 Wenn ich so ein Türchen öffne, erwarte ich irgendwas Angenehmes, Leckeres, Schönes oder so. Und dann klick ich da drauf und dann kommen da seitenweise weihnachtliches Wissen. Oder aber die Biographien der Leute, die den Kalender betreiben. Wir haben also beschlossen, uns nur noch die Bilder anzuschauen. 😉
Gruß von uns allen
Oh, das tut mir leid, so ist das mit gut“gemeint“ …
Das war leider nicht beschrieben, ich hatte auf einen Geck oder eine Melodie gehofft. Der Himmel soll immer der aktuellen Zeit (Sonne Mond, Sterne mit korrektem Stand) je nach Aufenthaltsort entsprechen. Schade.
Aber nehmt es einfach als Adventsgruß aus der Heimat. Schokolade würde sowieso nur dünn werden (wie die Kuhfladen). Bei uns ist übrigens Dauerfrost (15:45 Uhr: -5°C), brrr.
LG