Juten Tach.
Ronja heizt grad in der Abenddämmerung über eine Schotterstraße 100 km nördlich von Adelaide. Wer jetzt eine Karte zur Hand oder im Kopf hat, stellt fest, dass das von Melbourne eine ganze Ecke weg ist. Aber wir hängen mit dem Bloggen so sehr hinterher, dass es heute um die Great Ocean Road geht.
Die Great Ocean Road ist ganz überraschend eine Straße. Aber eine sehr schöne Straße. Sie beginnt kurz hinter Melbourne und führt dann etwa 200 km nahe an der Küste entlag, häufig sogar in Sichtweite zum Wasser. Dabei durchquert man verschiedene Landschaften wie Wälder, schroffe Kalksteinküsten und Weideland.
Am ersten Tag haben wir es nicht besonders weit geschafft, weil wir Melbourne zu spät verlassen haben. Wir waren noch bei McDonald’s und haben das dortige Internet genutzt. Als wir dann zum Auto zurückkehrten, klebte an unserer Windschutzscheibe ein Strafzettel fürs Falschparken. Über 66 $. Bei Zahlung innerhalb von 2 Wochen mit 25 % Rabatt. Also ein Schnäppchen. Für uns und deutsche Verhältnisse nicht, für australische aber tatsächlich. Nichtsdestotrotz war unsere Laune danach ziemlich im Eimer. Zumal wir auf dem Kundenparkplatz standen. Wir hatten jedoch übersehen, dann man ein kostenloses Parkticket ziehen musste. Damit wären 45 Minuten in Ordnung gewesen. Naja, wir hatten kein Ticket und standen auch 2 Stunden. Konsumiert haben wir auch nichts. Aber immerhin war Dienstag, also Domino Day und mit Pizza im Bauch war unsere Laune schon minimal besser.
Wir haben übrigens dem Strafzettelaussteller fürs Falschparken eine Mail geschrieben und rumgeheult, dass wir kein Geld haben, dass das nie wieder vorkommt, sie ja wohl nicht wirklich Kunden auf dem Kundenparkplatz bestrafen wollen und so. Und wisst ihr was? Die Strafe wurde aufgehoben. Aufgrund dieser Erfahrung und weil Fragen ja nichts kostet, haben wir gestern übrigens gerade erst Bergungsequipment fürs Auto gekauft und dabei nach einer Preissenkung gefragt. Mit Mitarbeiterrabatt wars dann auch nur noch teuer statt schweineteuer.
Als wir es dann also doch noch auf die Great Ocean Road geschafft hatten, wurde es auch schon dunkel. Also haben wir uns auf den Weg zu einem (natürlich kostenlosen) Campingplatz gemacht. Kurz vorm Ziel rannte dann etwas graues über die Straße und sprang an den ersten Baum auf der anderen Straßenseite. Unser erster Koala in freier Wildbahn! Aber mit was für einem Tempo! Das traut man diesen schläfrigen Tierchen überhaupt nicht zu. Der Campingplatz selbst war dann leider geschlossen. Allerdings bloß bis zum 31. Oktober, der ja bekanntlich schon vorbei ist. Die Schranke auf der Zufahrt war auch mit einem Schloss gesichert, also ohne Weiteres nichts zu machen. Aber, haha, neben der Schranke gabs schon einen Trampelpfad (für Autos) durchs Gebüsch. Klar, das kann ich auch, dachte ich mir. Das wurde dann unsere gesamte Abendbeschäftigung…
Nun war dieser kleine Umgehungsweg auch schon nicht moralisch vertretbar angelegt worden, sondern führte über einen umgerissenen Zaun, samt ehemaliger Pfeiler usw. Zusätzlich führte er in einer sehr engen Kurve durch recht dichtes Gebüsch. Unser Pumba benötigt aber einen lächerlich großen Radius in Kurven. Mit ein bisschen Vor- und Zurücksetzen hätte das also eigentlich gehen sollen. Während Ronja mich also gelotst hat, saß ich am Steuer und hab uns so richtig in die Scheiße geritten/gefahren. Der waldige, steile, unebene Untergrund bot nicht sonderlich viel Grip und als ein Rad in der Luft stand, drehten die anderen leider durch, wobei das Auto etwas weiter in die Kurve rutschte. Auch mit geringem Anlauf kein Erfolg. Und so rutschte wir halt immer ein Stückchen weiter in die Kurve. Bis wir uns schließlich entschieden, abzubrechen, weil einfach nichts zu machen war. Aber, ihr ahnt es schon, so einfach war das nicht. Die Kurve war einfach zu eng und rangieren ging nicht so recht, weil sowohl vor als auch hinter uns kleine Bäume den Weg versperrten. Nachdem die ersten zwei davon also abgebrochen waren, musste noch der etwas dickere Baum hinter uns weg. Aber der war standhaft. Jegliches Biegen, Schütteln, Raufklettern und Dranhängen war erfolglos. Nun hab ich da ja so ein Schweizer Taschenmesser mit Säge dran… Schon mal einen Baum mit Taschenmesser abgesägt? Ein Ungenuss sondergleichen. Nach 15 Minuten haben wirs abgebrochen, nachdem wir den benötigten Zeitaufwand auf weitere 3 Stunden geschätzt hatten. Vermutlich wäre die Säge eh vorher Stumpf gewesen oder abgebrochen.
So saßen wir da also. Die nächste glorreiche Idee war dann die Vergrößerung der Kurve. Also den Spaten vom Dach geholt und das ganze Gestrüpp und viel Erde abgetragen. Dinge, die man halt so im Nationalpark tut. Bis dann ein Auto anhielt. Sollte uns ein Ranger dabei erwischen, ach, nicht auszudenken. Glücklicherweise wars dann bloß einer unserer Sorte aus Portugal, der auch bloß dort Campen wollte. Weil das mit der Kurvenvergrößerung auch nicht so erfolgreich war, mussten wir dann das Ass aus dem Ärmel ziehen: Reifendruck reduzieren. Hatten wir noch nicht gemacht, weil, ja, warum eigentlich? Vermutlich, weil das immer so lange dauert, erst rauslassen, dann wieder aufpumpen, naja. Wir entschlossen uns mit platteren Reifen also doch noch einmal, einen neuen Versuch der Schrankenumgehung zu wagen. War völlig problemlos. Merke: Veni, vidi, ich ließ den Reifendruck ab, vici.
Eine weitere Kurve später erreichten wir den Campingplatz: Eine einzige Baustelle. Soso, es hatte also einen Grund, dass der Zugang versperrt war. Warum haben wir das eigentlich nicht vorher überprüft? Mh, hätten wir wohl tun sollen. Aber wer um eine Absperrung herum kommt, den schreckt auch die Baustelle nicht ab. Also haben wir dann auf einer halbwegs ebenen, sehr sandigen Fläche angehalten und sind ausgestiegen. Diese stelle sich dann leider als frisch angepflanzter Rasen dar, in dem wir grade tiefe Reifenspuren hinterlassen hatten. Ups. Da wir in dieser Situation genauso wenig vom Ranger erwischt werden wollten und am frühen nächsten Morgen mit Bauarbeitern rechneten, beschlossen wir, uns dort aus dem Staub zu machen. Also wieder an der geschlossenen Schranke vorbei, diesmal andersrum. Durch die vorherige Verbreiterung der Kurve und die platten Reifen war das auch kein Problem. Resultat: Abgebrochene und angesägte Bäume, abgetragene Erde, rausgerissenes Gestrüpp, durchgepflügte Rasenfläche und was hatten wir davon? Wir standen wieder vor der Schranke. Dort verbrachten wir schließlich auch die Nacht, genauso wie der Portugiese, der neben uns auf dem steinigen, unebenen Boden ohne Matratze zeltete.
Am nächsten Morgen machten wir uns früh aus dem Staub, um auch ja keinem Ranger zu begegnen. Der Portugiese war dabei etwas hinderlich, redete er sich doch fast in Rage über alternative Medizin, übernatürliche Wirkungen von Kristallen, blablabla. Teilweise treffen wir hier wirklich komische Menschen.
Als wir ihm dann entkommen waren, fuhren wir zum Cape Otway, an dem ein historischer Leuchtturm steht. Ganz nebenbei handelt es sich dabei um den zweitsüdlichesten Punkt des australischen Festlands. Weil die Scherzkekse dort aber 18 $ Eintritt pro Person haben wollten, haben wir schleunigst umgedreht, ohne den Leuchtturm überhaupt gesehen zu haben. Dennoch hat sich der Abstecher dorthin auf jeden Fall gelohnt: Die Straße führte an allerhand Eukalyptusbäumen vorbei, die von Koalas bevölkert waren. Teilweise sogar überbevölkert, da tatsächlich eine große Anzahl an Bäumen komplett kahl gefressen war. Die meisten Koalas schliefen natürlich, einige waren aber auch mit Fressen beschäftigt.
Besonders spannend war es, einem Koalababy zuzuschauen, das versuchte, zu seiner Mutter zu gelangen, die einfach einen Ast weitergesprungen(!) war. Für das Kleine war die Entfernung zu groß und so durften wir dabei zuschauen, wie es lange bemüht war, mit viel Strecken und Hangeln irgendwie zu seiner Mutter zu gelangen, was ihm schließlich auch geglückt ist. Kurz bevor wir weiterfahren wollten, um nicht noch mehr Fotos machen zu müssen, kam noch eine weitere Koalamutti mit Baby im Gepäck über die Straße gewatschelt. Danach haben wir uns dann aber wirklich losreißen können und uns zu unserem nächsten Schlafplatz gemacht. Diesmal ein weniger spannender Campingplatz.
Das Koalababy haben wir übrigens gefilmt:
Am Tag drauf führte uns die Great Ocean Road durch eine der feuchtesten Stellen Australiens. Passend dazu war es dort total grün, dicht bewachsen mit Baumfarn und alles voller Moos. Das nächste Ziel war der Wreck Beach, an dem noch einige Wrackteile zu bewundern sind. Generell ist dieser Küstenabschnitt für so einige Schiffe suboptimal gewesen: Über 200 Wracks liegen dort entlang nicht allzu vieler Kilometer.
Unser letztes Tagesziel waren die 12 Apostles. Viele von euch werden diese bereits von Fotos kennen, da sie, genauso wie der Uluru im Outback, eines der typischen Australienfotos sind. Und tatsächlich sind die von der Brandung umspülten Felsnadeln kurz vor der Küste ein schöner Anblick. Am leider nicht zugänglichen Strand wohnen auch wieder Zwergpinguine, von denen wir aber nur jede Menge Spuren gesehen haben. Weil es bereits spät und damit dunkel war, beschlossen wir, am nächsten Morgen wiederzukommen und die 12 Apostles noch einmal bei Tageslicht zu begutachten.
Wer auf dem Titelfoto nach 12 Steinsäulen sucht und dabei scheitert, braucht sich nicht wundern. In der Tat sind es nur 7. Warum also 12 Apostles? Den Namen Apostles erhielten sie irgendwann mal, um sie touristisch interessanter zu machen. Und da Apostel im Dutzend daherkommen, waren es eben die 12 Apostles…
Der nächste Tag führte uns zu weiteren schönen Steinformationen, wie zum Beispiel der Loch Ard Gorge. An dieser Stelle ist das Schiff Loch Ard gesunken und in ebendieser Schlucht wurden die einzigen zwei Überlebenden angespült. Absurderweise konnte eine Überlebende nicht schwimmen, klammerte sich aber lang genug an ein Wrackteil, während vieler Schwimmer ertranken. Am nächsten Stopp, der London Bridge, gabs eigentlich nichts zu sehen, weil die eigentliche Gesteinsbrücke vor einer Weile bereits eingestürzt ist. Dummerweise genau in dem Moment, als gerade zwei Menschen auf der anderen Seite und somit danach auf einer Insel waren.
Nachdem wir einen ganzen Haufen kleiner Felsinseln in der Bay of Islands angeschaut hatten, stoppten wir an einer Molkerei. Blöderweise waren wir 5 Minuten vor Ladenschluss da und konnten so nur noch schnell unsere Gutscheine für Kuhsaftshakes einlösen. Dabei haben wir es natürlich übertrieben, sodass wir am Ende zu kämpfen hatten, sie wirklich leer zu trinken. Weil wir aber beide Lust auf bezahlbaren Käse und dessen kostenlose Verkostung hatten, sind wir nach der Übernachtung in Warnambool am nächsten Morgen erneut hingefahren und haben uns mal etwas Käse gegönnt. Der ist nämlich eigentlich auch nicht zu bezahlen. Den Rest des Tages haben wir im Auto verbracht, weil wir es über die Grenze nach South Australia schaffen wollten. Die Great Ocean Road lag dort bereits leider hinter uns, sodass wir uns mit dem vergleichsweise langweiligen Highway begnügen mussten.
Der nächste Blogpost in hoffentlich nicht allzu vielen Tagen wird über unsere Erlebnisse im südlichen South Australia und die Hauptstadt dieses Bundesstaates, Adelaide, berichten.
Liebe Grüße in die kalte Heimat!
Ich bin sprachlos. Soviel Gewalt, diese sinnlose Zerstörung… Wo habt ihr das nur her? Ganz sicher nicht aus dem Haus! Aber ich bin wirklich entsetzt, ob diesem Massaker an der Natur, das ihr da angerichtet habt. Ich wünsch euch einen Ranger, denn nur die strenge Hand [hier beliebigen Unterdrücker einsetzen, z.B. Gottes, des Staates etc.] kann euch wieder auf den Pfad der Tugend bringen…
Rowdys!
(Der Zynismus und die Bösartikeit meiner Posts soll nur meinen Neid bemänteltn… Ich wünsch euch weiterhin viel Spass! Lasst es krachen)
Wir mussten sehr lachen, wirklich. Aber nein, aus dem Haus haben wir das nicht. Auch nach mehreren Tagen Überlegungszeit ist uns keine Antwort auf vergleichbarem Niveau eingefallen. Darum müssen wir es bei einem „Danke“ für diesen Lacher belassen. :*
„Koalamutti mit Baby im Gebäck“ – s.o.:
Mein Gott, was machen die Koalas bloß so mit ihren Kindern?!
LG Paps und Co.
Duh bisst aba och pingelick!!1